Aller Anfang leichter gemacht.
Liebe Hundeeltern, liebe Hundemama, lieber Hundepapa,
von großer Bedeutung für Ihr Zusammenleben mit dem neuen Familienmitglied sind die ersten Tage. Hier werden meist schon die Weichen gestellt, ob Vertrauen schneller oder langsamer wächst und sich alle wohl miteinander fühlen.
Unabhängig, ob Sie Ihr Hundekind am Flughafen oder einem anderen Übergabeort abholen – ganz wichtig ist es, dass Sie ein Halsband mitbringen, aus dem es sich keinesfalls entziehen kann.
Es gibt Hunde, deren Halsumfang größer ist als der des Kopfes. Es ist gerade am Anfang besonders wichtig, ein Halsband zu nehmen, welches sich zuzieht. An einem sicheren Ort sollte dann in aller Ruhe und Gelassenheit ein gut – nein, ein perfekt sitzendes Geschirr angepasst werden.
Dies am Flughafen oder an der Autobahn auszuprobieren, ist eher gefährlich und sollten, wenn, nur zusätzlich zu dem schon gut und sicher sitzenden Halsband angelegt werden.
Überhaupt kann es – gerade beim ängstlichen Hund – angebracht sein, am Anfang mit Halsband und Geschirr behutsam und langsam, die im wahrsten Sinne des Wortes „neue Welt“ zu erkunden.
Bevor man nicht ganz sicher sein kann, dass das Hundekind a) eine stabile Bindung zu der oder den Bezugspersonen hergestellt hat und b) sich nicht mehr vor Begegnungen mit Menschen, Hunden, Radfahrern, Joggern, Skatern etc. erschreckt, sollte man durchaus auch Halsband und Geschirr beibehalten, auch wenn es für harmlose Passanten danach aussehen mag, als ob sie ein „Monster“ ausführen.
Zur Sicherheit, melden Sie sie bitte Ihren Schützling bei TASSO an. Jedes Jahr werden so zehntausende von Tieren so gerettet. Lieber ein paar Tage zusätzlicher Fürsorge, als ein vermisster oder überfahrener Hund!
Wenn Sie mit dem neuen Familienmitglied sein neues Heim betreten, haben Sie sicher schon ein Kissen, ein Körbchen oder einen gemütlichen Platz vorbereitet.
Dieser Platz sollte sich in einer ruhigen Zimmerecke befinden, von wo aus der Hund das neue Geschehen in aller Ruhe beobachten kann. Keinesfalls sollte der Platz in einem Durchgangsbereich liegen oder „von hinten“ begangen werden können.
Möglicherweise sucht Ihr Hund sich auch selbst einen ihm sicher erscheinenden Platz aus. Wenn auch Sie damit leben können und es nicht gerade das Bett oder Ihr Lieblingssessel ist, sollten Sie seine Wahl akzeptieren.
Wenn Kinder zur Familie gehören, sollte schon vorher klar besprochen sein, dass – wann immer Ihr Hund sich auf seinen Platz zurückzieht, dies sein Reich ist, wo er auf keinen Fall gestört werden darf. Wo sonst sollte ein Hundekind die Möglichkeit haben, „die Tür hinter sich zu schließen“, wenn es vom Streicheln und Spielen genug hat. Die ersten Tage sollten Ihnen (Ihrer Familie) und Ihrem Hund gehören. Onkel, Tante, Freunde und interessierten Nachbarn sollten noch für ein paar Tage vertröstet werden, egal ob sie Sie einladen oder sie selbst eingeladen werden möchten.
Erst einmal muss Ihr Hund „angekommen“ sein, sich vom Reisestress erholt haben und sich sicher fühlen, bevor er überall die Pfote reichen soll und von zig Augen neugierig betrachtet wird.
Dabei bitte immer bedenken, einem Hund niemals in die Augen zu starren, da er dies in seiner Sprache als Bedrohung empfindet. Ebenso, wie man sich nicht von oben herab über ihn beugen oder von oben den Kopf „tätscheln“ sollte.
Man sollte sich zu dem Hund hinunter beugen, ihn beim Blickkontakt „anzwinkern“ und auch mal an ihm vorbei schauen und ihm die Hand zum Schnüffeln „reichen“.
Gähnen Sie ihren Hund dabei ruhig an, ja, sie brauchen nicht einmal die Hand vor den Mund zu halten. Fahren Sie mit der Zunge über Ihre Lippen … all das sind Signale, die Ihren Hund beruhigen und aus denen er entnehmen kann, dass Sie ihn nicht bedrohen.
Fremde Menschen sollten Ihren Hund überhaupt nicht einfach anfassen, sondern erst fra-gen, ob dies gewünscht ist und vom Hund auch toleriert wird.
Wenn Ihr Hund es sich in seinem Korb gemütlich gemacht hat, sollten Sie auch nicht versuchen, ihn durch Ziehen und Stupsen zu sich zu holen.
Hunde sind von Natur aus sehr sozial und suchen Nähe. Es ist deshalb wichtig, dass Sie Ge-lassenheit ausstrahlen und warten, bis der Wunsch des Hundes seine anfängliche Scheu besiegt. Außerdem ist Ihr Hund ja auch neugierig. Gehen Sie also Ihren normalen Tätigkeiten nach und „vergessen“ Sie den neuen Mitbewohner.
Sollte der Hund warnen und Sie anknurren, wenn Sie sich in seiner Nähe befinden, ignorieren Sie ihn und entfernen Sie sich.
Nach einer Weile können Sie ihn – aus Entfernung – mit besonderen Leckereien locken. Sehr beliebt sind Käsewürfel, Leberwurst und gekochter Schinken. Bitte niemals rohes oder nicht durchgegartes Schweinefleisch, bittere Schokolade (hoch giftig) und keine Weintrauben/Rosinen (Nierenversagen) füttern.
Noch einmal zurück zum eigentlichen Thema, wenn Ihr Hund kommt, freuen Sie sich, streicheln ihn sanft und füttern ihn noch ein bisschen. Dann zeigen Sie ihm erneut seinen Platz und leben dabei ein weiteres beliebtes „Genussmittel“ auf das Hundebett.
Auch wenn Ihr Hund sehr ängstlich ist, verhalten Sie sich doch von Anfang an völlig normal und bedauern ihn auf gar keinen Fall. In Situationen, in denen er sich besonders fürchtet, sollten Sie absolut gelassen bleiben und in keinster Weise darauf eingehen. Versuchen Sie nicht, ihn zu trösten, ihm die Pfote zu halten, ihn zu streicheln oder gar zu bedauern, oder ihn in den Arm zu nehmen. All dies ist absolut kontraproduktiv und verstärkt die Angst eines Hundes umso mehr, denn für ihn bedeutet das ganz klar:
- Seine Angst ist begründet, denn sonst würde Frauchen und Herrchen sich ja nicht so verhalten
- Wenn Sie Ihren Hund bei Gewitter trösten, wird er um sicherer sein, dass gleich der Blitz bei ihm einschlägt
- Sprechen Sie sanft mit Ihrem Hund, das schafft Vertrauen
Es kann sein, dass Ihr Hundekind rein gar nichts von dem Leben, wie Sie es führen, kennengelernt hat. Vielleicht hat er bis zu seiner Ausreise nur in einer Außenanlage, weit entfernt von allen Geräuschen, zusammen mit anderen Hunden gelebt und wenig Kontakt zu Menschen gehabt.
Auch die Geräusche in Ihrem Haus werden ihm fremd sein. Und es ist nicht gesagt, dass ein Hund, der in seinem Rudel harmonisch gelebt hat, sich auch mit einem neuen Rudel problemlos versteht. Auch wir würden unsere Familie nicht einfach gegen eine andere eintauschen wollen.
Kurzum, mit einem neuen Familienmitglied können Probleme auf Sie zukommen, an die Sie jetzt nicht einmal denken.
Trotzdem müssen wir Sie jetzt – in Ihrer ersten Verliebtheit – bitten, sich auch das Gegenteil, von dem vorzustellen, was Sie eigentlich in Ihrem Herzen mit der Adoption eines Hundes verbinden. Geben Sie nicht zu schnell auf, wenn der Familienzuwachs sich so gar nicht mit dem vorhandenen Rudel verstehen will … wenn der lang erwartete Hund alles andere möchte, als von irgend wem angefasst zu werden, ja, wenn er sogar knurrt!
Verlieren Sie auch dann nicht den Mut, wenn Hunderunden Ihnen den Schweiß auf die Stirn, anstatt Entspannung pur, bringen!
Seien Sie bereit, mit dem Hund und vielleicht an sich zu arbeiten, anstatt bei Schwierigkeiten die Flinte ins Korn zu werfen.
Es ist uns ganz wichtig, an dieser Stelle noch einmal zu betonen, dass wir ein gemeinnützig tätiger Tierschutzverein sind, alle ehrenamtlich arbeiten und leider nicht zauber können.
Auch ein Hund hat eine eigene Persönlichkeit und als solches möchte er respektiert werden. Wir können Sie nicht von heute auf morgen aus der Verantwortung entlassen, wenn Sie sich der Aufgabe nicht mehr gewachsen fühlen. Wir haben kein Hundehotel und auch nicht allezeit bereite Pflegestellen. Wir werden unser Möglichstes tun, einen neuen Platz für unseren Schützling zu finden, aber das kann dauern und das sollten Sie vorher wissen!
Eine Wohnung kann gekündigt werden, ein Partner andere Wegen gehen … das sind keine Gründe, sich das „neue Leben“ ohne seinen besten und treuesten Freund einrichten zu wollen. Wenn man sich nur Mühe bei der Suche gibt, findet wir gemeinsam eine Lösung.
Bevor Ihr Hundekind in Ihrem Körbchen liegt, bleibt ja auch noch etwas Zeit sich im Vorfeld nach einem guten Hundetrainer umzuschauen und sich zu über entsprechende Fachlektüre zu informieren.
Wir wünschen Ihnen viel Freude mit Ihrem neuen Familienmitglied.